24 Vogelarten sehen und hören?! Wir hatten dieses Privileg bei unserem vogelkundlichen Rundgang „in der Halde“.
Rund zwanzig Leute waren wir, die sich am letzten Samstagmorgen von der Blütenhütte aus auf den Weg machten, um mit Sonia Bigalk, Biologin am Naturkundemuseum Stuttgart, mal nachzuschauen, welche gefiederten (Stamm-) Gäste sich auf unseren Streuobstwiesen und am Waldrand auf Dauer oder zeitlich bis zu ihrem Weiterflug denn so eingenistet haben.
Trotz arg fortgeschrittener Belaubung konnten wir letztendlich überraschend viele Vogelarten sehen und stimmlich zuordnen. Durch die mitgebrachten Ferngläser war die visuelle Ortung der fliegenden Fraktion trotz des üppigen Blattwerks fast einfacher, als die stimmliche Erkennung. Denn da waren selbst schon um acht Uhr in der Frühe erste Nebengeräusche von Straßen, Feldern und unserer Gruppe selber nicht zu überhören; aber letztendlich auch nicht so störend.
Dennoch: Ohne die kompetente und smarte Sonia Bigalk wären viele Informationen einfach so an uns „vorbeigeflogen“, wir hätten sie nicht oder kaum bemerkt. Mit und von ihr haben wir aber vieles zu unserem heimischen Federvieh gelernt; z.B., dass
- Vögel viel singen, aber sich auch viel als Warnung zurufen
- sich die Mönchsgrasmücke auf Halbhöhe in den Streuobstwiesen ziemlich unauffällig verhält und sich dabei sehr wohl fühlt
- Amseln im Laufe der Jahrhunderte vor allem wegen des Lichts von Waldgefieder zu „Dorf- und Stadtbewohnern“ mutiert sind und die Weibchen schauen, wie denn der Schnabel des Männchens aussieht. Denn da gilt: Je gelber, desto gesünder und kräftiger
- Stare in ihrer Anzahl deutlich zurückgehen, aber ihr Dasein auf unseren Streuobstwiesen sehr genießen
- Mäusebussarde von Rabenkrähen attackiert und vertrieben werden, wenn sie ihren Nestern zu Nahe kommen
- der Rückgang der Vögel auch damit zusammen hängt, dass immer mehr Insekten zur Aufzucht des Nachwuchses fehlen
- Rotmilane, die mit dem V-Schwanz, das Jahr über meistens bei uns bleiben, während Schwarzmilane, die mit dem umgekehrten Dreieck, Zugvogel sind und das Weite suchen
- vor allem Rotmilane auf Sicht jagen, also immer den Kopf nach unten halten und somit Gefahren, wie z.B. Windräder, nicht wahrnehmen…
- der Zilpzalp ein kleines, oliv-braunes und häufig vorkommendes Vögelchen ist
- Halsbandschnäpper und Stare dankbar für unsere Nistkästen sind und
- dass unsere Streuobstwiesen auch willkommene und dankbar angenommene Rastmöglichkeiten für durch- und weiter ziehend Vögel sind, wie z. B. das Braunkehlchen
Dank ihrer Erfahrung bestimmte Sonia Bigalk auch Federvieh, dass sich nur Bruchteile von Sekunden beim Flug durch die Lüfte zeigte oder weit entfernt am Waldrand nach Leckerlies pickte. Dass wir dann auf dem Rückweg dank ihr und aufmerksamen Beobachtenden aus der Gruppe noch Turmfalken, Goldammern und Reiher entdeckten, war ein schöner Abschluss.
Apropos schöner Abschluss:
Nach dem Rundgang staunten wir alle nicht schlecht über das, was da an der Blütenhütte aufgebaut war: Ein tolles Frühstücksbuffet, dem es an nichts fehlte: Kaffee und Obstsaft, frische Weckle und Brezeln, hausgemachte Marmeladen, Wurst und Käse – es war einfach alles aufgetischt, was nach so einer Exkursion dem Menschen und dessen Magen guttut. Vielen Dank dafür an Tanja, Renate und ganz besonders deren Kids, die sich für uns richtig ins Zeug gelegt hatten.
Und unsere „Anführerin“, Sonia Bigalk? „Auch mir hat der Vormittag sehr gut gefallen, ich komme gerne wieder“. Wir nehmen sie beim Wort!
Und eines noch: Viele ergänzende Hinweise zu den angesprochenen Arten rund um unsere Streuobstwiesen gibt es auch an unserem erst kürzlich umfangreich renovierten Vogellehrpfad. Auf bunt illustrierten Tafeln, z.B. zum Gartenrotschwanz, werden die bei uns häufigsten Vogelarten mit Bild und ihren ganz speziellen Eigenschaften vorgestellt. Ein Abstecher zu diesem OGV-Projekt lohnt sich immer: Start am Ende des Haldenwegs in Roßwälden, direkt am Spielplatz.