Vogelkundlicher Rundgang 2025

Früh morgens um 8.00 Uhr ging es am 27.04.2025 für uns los. 18 Teilnehmer und unsere Expertin M. Sc. Sonia Bigalk begaben sich ausgerüstet mit Ferngläsern auf Entdeckungstour durch die Rosswäldener Wiesen und entlang der Waldkante.

Gleich zu Beginn durften wir einen für Streuobstwiesen typischen Vogel bewundern: Den Halsbandschnäpper. Trotz rückläufiger Bestände brüten gleich mehrere Paare dieser seltenen Vögel in den Rosswäldener Streuobstwiesen! Der Halsbandschnäpper ist ein Langstreckenzieher und verbringt den Winter in Afrika, üblicherweise von Oktober bis April. Zuerst kehren im Frühjahr die Männchen in die deutschen Bäume zurück und suchen den perfekten Nistkasten, den sie dann laut singend den mittlerweile „nachgereisten“ Halsbandschnäpper-Weibchen anpreisen.

Ein Vogel, der uns während der ganzen Runde immer wieder begegnete und den wir alle täglich hören, ist die Taube. Die größte und am weitesten verbreitete Taube ist die Ringeltaube, leicht zu erkennen an ihrem weißen Ring im Nacken.

Ein paar Meter weiter hüpften ein paar Krähen durch die Wiese. Zu unterscheiden ist hier zwischen der Nebelkrähe, die hauptsächlich in Norddeutschland zu finden ist und der hier heimischen Rabenkrähe.

Auch auf die Frage, wie lange ein Vogel durchschnittlich lebt, wusste Sonia Bigalk eine Antwort:

„Besonders die kleinen Singvögel-Arten haben meistens nur eine geringe Lebenserwartung, daher verpaaren sie sich jedes Jahr neu, weil eine lebenslange Bindung für sie keinen Nutzen hätte. Meisen beispielsweise, könnten zwar theoretisch länger leben, da sie aber auf dem Speiseplan diverser Tiere stehen, anfällig für Krankheiten sind und es je nach Region durch den vermehrten Einsatz von Pestiziden und Biotopverlusten nur wenig Futter gibt, erreichen sie in der Regel nur ein Lebensalter von 2-3 Jahren.

Der Verlust von sicheren Bruthöhlen stellt ebenfalls ein großes Problem für unser (Sing-)Vögel dar, ohne diese sicheren Brutplätze sind sie für Fressfeinde leichter zu erreichen.“

Um so schöner war es zu sehen, dass die fleißigen kleinen Helfer auch dieses Jahr bei der Nistkastenreinigung ganze Arbeit geleistet haben! Gleich mehrere Paare des selten gewordenen Halsbandschnäppers wohnen schon in unseren Nistkästen!

Auch ein sonst sehr schüchternes Gartenrotschwanz-Männchen war zusammen mit einem Weibchen in unseren Bäumen auf der Suche nach dem perfekten Zuhause für seine Jungen. Die Männchen lassen sich leicht an ihrer weißen Stirn und dem roten Federkleid am Bauch erkennen, die Weibchen sind etwas unscheinbarer, ihr Bauch ist meist beige / leicht rötlich gefärbt.

Ein stetiger Begleiter auf dem gesamten Rundgang waren die vielen verschiedenen Meisenarten, die sich in fast jedem Busch oder Baum finden ließen. Von Sonia Bigalk haben wir gelernt: Meisen haben eine klare Aufgabenteilung. Die Männchen sorgen für den Unterhalt und singen, die Weibchen brüten. Unterscheiden lassen sich männliche und weibliche Meisen am einfachsten an ihrer Federfärbung an der Brust. Die Männchen haben dort eine breiten schwarzen Streifen, die Weibchen einen schmaleren.

Auch diverse Amseln durften wir auf unserer Runde beobachten. Da Amseln Kulturfolger sind, findet man sie vor allem am Rand von Siedlungen. Leider haben auch die Amseln mit dem Rückgang ihrer Population zu kämpfen. Das von Mücken übertragene Usutu-Virus stellt für sie eine erhebliche Bedrohung dar.

Die wunderschön singende Mönchsgrasmücke war leider zu schüchtern, um sich sehen zu lassen, dafür durften wir noch einen schnellen Blick auf ein Kleiber-Pärchen erhaschen. Auch ein Stieglitz und ein Haussperling ließen sich von uns beim Putzen beobachten. Nicht fehlen durfte natürlich auch ein Specht. Egal ob Grün-, Grau- oder Buntspecht, bei allen Spechtarten konnten wir den für sie typischen Wellenflug beobachten.

Der größte Vogel, den wir beobachten durften, war der Rotmilan, der über der Waldkante seine Kreise zog – gut erkennbar an seinen weißen Stellen unter den ausgebreiteten Flügeln.

Fazit: Die Probleme unserer Vögel durch Fressfeinde, Pestizideinsatz und Abholzung vieler Wälder sind überall spür- und sichtbar – aber die Artenvielfalt in Rosswälden zeigt, dass die Vögel und Insekten sich hier sehr wohl fühlen und unsere Wiesen und Waldränder den Tieren eine gute Lebensgrundlage und ein sicheres Zuhause bieten!

Es ist schön zu sehen, dass wir durch die Pflege der Nistkästen, die Streuobstwiesen und den Verbleib von Totholz (sogenannte Habitatbäume) unseren Beitrag dazu leisten, die Vogelbestände in unserer Region zu erhalten!

T. Schweizer