Der richtige Schnitt: „Wer auf der Leiter steht, hat`s Sagen…“
… so stellte der im Göppinger Raum sehr bekannte und anerkannte Fachwart für Obst- und Gartenbau Helmut Fuchs gleich mal klar, wie die Ro
llen beim Baumschnitt verteilt sind. Natürlich war das nicht ganz ernst gemeint, schließlich beantwortete er geduldig jede Frage der über 30 Frauen und Männer, die sich am letzten Samstag bei strahlendem Vorfrühlingswetter zu unserer Schnittunterweisung im Arboretum an der Grundschule Roßwälden eingefunden hatten.
Gleich zu Beginn hatte sich Helmut Fuchs ein ambitioniertes Projekt herausgesucht: Einen über viele Jahre hinweg nur halbherzig gepflegten Streuobstbaum, der so richtig „ins Kraut geschossen“ war. Doch nach gut einer Stunde hatte der Baum eine neue Form und beste Startvoraussetzung in ein neues, langes Leben – wenn denn öfters als bisher mal nach ihm geschaut und an ihm Hand angelegt wird.
Während der Schnittmaßnahmen erzählte Helmut Fuchs den interessierten alten Bekannten, Neu-Roßwäldern und (erstaunlich vielen) Auswärtigen so einiges. Z.B. dass es ein Unding ist, nur alle paar Jahre mit dem Hochentaster rustikal in die Formenbildung einzugreifen und dass Zweige direkt am Ast oder Stamm abgeschnitten oder abgesägt gehören. Das schafft zwar manchmal etwas größere wunden, die aber viel besser verheilen, als wenn Stumpen stehen bleiben. Auch auf das früher gängige Ableiten kann verzichtet werden. Vielmehr sollen die Leitäste steil nach oben ausgerichtet werden. Apropos Leitäste: Vier an der Zahl wären ideal und sie sollten sich gleichberechtigt zur Mitte entwickeln können. Diese und auch seine anderen Tipps zum Schnitt gelten für fast alle Obstbäume. Ausnahmen sind Pfirsiche und Sauerkirschen. Gerade Sauerkirschenbäume tragen nur am einjährigen Holz und müssen deshalb gleich nach der Ernte entsprechend geschnitten werden.
Bei Johannisbeersträuchern rät Helmut Fuchs zum „scharfen“ Schnitt, „denn der gibt Luft, das bringt Wachstum und schützt vor Mehltau“. Ideal ist, wenn am Ende vier bis maximal acht jüngere Triebe stehen bleiben und auch um die Sträucher eine Baumscheibe angelegt wird.
Viel gefragt, diskutiert und gefachsimpelt wurde danach auch noch während des kleinen Vespers, mit dem ein sehr informativer und kurzweiliger Vormittag zum richtigen Winterschnitt an Obstgehölzen zu Ende ging.