Viele Informationen erhielten wir bei unserem gelungenen Jahresausflug am letzten Samstag nach Heidelberg. Dort waren die Staatliche Lehr- und Versuchsanstalt für Gartenbau (LVG) Heidelberg und das Schloss unsere Stationen.
„Wir machen ausschließlich Versuche für die Praxis“, erklärte uns gleich zu Beginn der Führung Dipl. Ing. Rainer Koch, der uns am Vormittag die tolle Anlage ausführlich zeigte. Es wird dort also nicht nach eigenen Kreuzungen oder Züchtungen geforscht, sondern Tests mit bereits andernorts entwickelten Pflanzenarten und -sorten unter den unterschiedlichsten Bedingungen durchgeführt. Anhand der LVG-Testergebnisse entscheidet dann der Züchter, in der Regel der Auftraggeber, ob die Pflanze auf den Markt gebracht wird, dort erfolgsversprechend ist und welche Empfehlungen dem Endverbraucher dafür mitgegeben werden sollen.
Einige (wenige) Beispiele dafür:
Wir erleben es die letzten Wochen ja mal wieder am eigenen Leib: Es wird wärmer und wärmer. Das schlaucht nicht nur uns Menschen, sondern auch die Pflanzen und fordert deren Anpassung an die neuen Bedingungen. Bei den Versuchen zur Trockentoleranz werden (gleiche) Pflanzen an unterschiedlichen Orten mit unterschiedlichen, deutlich heruntergefahrenen Wassermengen und Böden/Unterlagen versorgt. So soll festgestellt werden, welche Rahmenbedingungen neue Züchtungen (und bereits bestehende im Rahmen der Weiterentwicklung) brauchen, damit sie sich auch in Zukunft voll entwickeln können.
Im Hinblick darauf, dass mittelfristig torffrei gepflanzt werden muss, laufen intensive Tests mit teils sehr stark torfreduzierten und sogar torffreien Erden. Gespannt sind die Projektbetreuer, wie die Pflanzen diesen Einschnitt in welchen Gefäßen wie gut vertragen und wie sie auf die Erdenalternativen reagieren. Wichtig ist dabei auch der Vergleich der Bestäubungsattraktivität heimischer und Kulturpflanzen. Umgekehrt werden auch z.B. heimische Stauden darauf getestet, wie nützlich die einheimischen Sorten für blütensuchende Insekten sind.
Das nur beispielhaft für die umfangreichen Versuche, die in der Heidelberger Versuchsanstalt an über 1.200 Pflanzensorten gemacht werden: Ob Unterlagenversuche bei Tomaten (z.B. Stroh oder Kokosmatte), Tests zur Überwinterung von Grab- und Einfassungspflanzen bis hin zur Bekämpfung von Buchsbaumschäden – alles wird untersucht. Doch bei allem steht auch eine sinnvolle Bewässerung im Mittelpunkt, egal, ob für den Hausgarten, für einzelne Pflanzen, Hochbeete, Kübelpflanzen oder Balkonkästen; für alle Bereiche gibt es mittlerweile gute, sinnvolle und erschwingliche Bewässerungssysteme. Mehr dazu und zu den unterschiedlichsten Versuchsergebnissen gibt es auf der Homepage der LVG unter www.lvg-heidelberg.de. Es war ein klasse und informativer mit einem kurzweiligen Rainer Koch als Begleiter durch die Versuchsanstalt.
Nach einem üppigen und schmackhaften Mittagessen steuerten wir unser nächstes Ziel an: Das Schloss Heidelberg.
Die riesige Anlage aus rotem Sandstein ist beeindruckenden und lässt keinen Zweifel daran, dass sie in den vielen Jahrhunderten ihres Bestehens jeden Einnahmeversuch locker abgewehrt hatte. Doch unser Schlossführer Dr. Bühler nahm uns schnell diese Illusion. Vielmehr war das Heidelberger Schloss lediglich als ein Zeichen gedacht, dem Volk, vor allem aber anderen Herrschern schon von Ferne zu zeigen, wie mächtig die Pfalzgrafen waren. Wäre das Schloss tatsächlich angegriffen worden, es wäre sehr schnell eingenommen worden. Die imposanten Gebäude und Türme waren so gut wie nicht wehrtauglich und nicht viel mehr als eine Attrappe.
Gewürzt mit allerlei guten Ratschlägen von Ludwig dem IV. (der statt vieler Worte lieber viele medizinische und pharmazeutische Forschungen machte) und seinen Rezepturen zur Gesundung und zum allgemeinen Wohlbefinden, nahm uns Dr. Bühler mit auf eine Reise durch die Adelsgeschichte der Kurpfälzer Herrscher. Groß waren diese vor allem im Flechten eines riesigen Netzwerks durch -ausnahmslos- strategischen Verehelichungen mit Sprösslingen anderer Adelsgeschlechter in ganz Europa. So sind die Kurpfälzer noch heute „stolz wie Bolle“ darauf, dass sie nicht unwesentlich sogar mit dem englischen Königshaus verbandelt sind.
Es waren spannende und interessante Einblicke in die Geschichte des Schlosses, vor allem in den Stammbaum der Herrscher. Und weil sich niemand die vielen Namen merken kann, meinte Dr. Bühler in erfrischender Selbstironie: „Vielleicht wird ja mal mein Buch über die Herrschergeschichte des Heidelberger Schlosses fertig“. Da können wir dann nochmal alles nachlesen.
Pünktlich gegen 20 Uhr waren wir dann wieder in Roßwälden und um einen schönen Tag reicher.